Braunschweig: Storl holt sich neunten DM-Titel – Wipper belohnt sich mit DM-Bronze

Kategorien: Leichtathletikzentrumveröffentlicht am: 11. August 2020
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Neunter DM-Titel im Freien für David Storl (Foto: SC DHfK)

Ungewohnte Atmosphäre für die deutschen Leichtathleten bei der DM in Braunschweig. Wo sonst begeisterte Sportfans ihren Helden zu jubeln, herrschte Stille. Auf Grund der Corona-Pandemie hatte der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) einem ausgewählten Personenkreis den Zutritt zum Eintracht-Stadion in der niedersächsischen Stadt gestattet. Darunter natürlich die Athleten selbst, sowie Trainer, Betreuer und Medienschaffende.

Durfte sich über DM-Bronze im Speerwurf freuen: Lea Wipper (Foto: J. Kaefer)

Nichtdestotrotz waren die Athletinnen und Athleten froh, sich mit der nationalen Konkurrenz messen zu können. Über zwei Wettkampftage gingen die Aktiven vom 8. bis 9. August an ihre Grenzen und auf Medaillenjagd.

Für zufriedene Gesichter auf Seiten des SC DHfK Leipzig konnten dabei Kugelstoßer David Storl und Speerwerferin Lea Wipper sorgen. Weitere Athleten, die am Stützpunkt in Leipzig trainieren, konnten sich in die DLV-Siegerliste der DM in Braunschweig eintragen. Zu den erfolgerichen Sportlern zählen mit Deniz Almas (100 Meter) und Marc Reuther (800 Meter) zwei nationale Titelträger ihrer Disziplinen. Almas gehört zur starken Trainingsgruppe der Sprinter um Bundestrainer Ronald Stein. Reuther wird in Leipzig von Bundestrainer Thomas Dreißigacker ebenso betreut, wie das verletzte Club-Eigengewächs Robert Farken.

David Storl holt sich neunten DM-Titel
Aber der Reihe nach. Vor einem knappen Jahr quälte sich der zweifache Kugelstoßweltmeister David Storl im Berliner Olympiastadion zu DM-Bronze. Eine hartnäckige Rückenverletzung verhinderte den neuten DM-Freilufttitel für den Olympiazweiten des Jahres 2012.
Der späte Saisoneinstieg in das aktuelle Wettkampfjahr und die Verschiebung der Olypmischen Spiele in Tokyo um ein Jahr dürfte, David Storl und seiner Genesung in die Karten gespielt haben. Der Rücken spielt wieder mit. Damit waren die Voraussetzungen für den mittlerweile 30-jährigen Sachsen geschaffen, um sich den Titel von Kontrahent Sebastian Beyer zurückzuholen.
Die Mission des Mannes vom Mitteldeutschen Kugelstoßteam sollte erfolgreich verlaufen. Bereits vor dem sechsten und letzten Versuch hatte Storl den DM-Titel bereits sicher. Mit 19,98 Meter konnte ihm an diesem Tag kein anderer Kugelstoßer den Rang ablaufen. Doch es durfte gut und gerne eine 20 vor dem Komma stehen. Und die kam im letzten Versuch. Mit 20,17 Meter krönte sich der Schützling von Trainer Wilko Schaa zum neuen Deutschen Meister im Kugelstoßen.
Gegenüber der Leipziger Volkszeitung (LVZ) gab Storl zu: „Der Titel ist mir sehr wichtig, aber mit 20,17 Meter fahre ich nicht freudestrahlend nach Hause. Ich habe heute nicht in die Bewegung hineingefunden und versucht auf gut Glück zu stoßen. Am Ende habe ich doch noch den Ansatz von einem technischen Bild gefunden.“

Lea Wipper lässt Speer zu DM-Bronze fliegen
Die zweite Medaille für den SC DHfK brachte erneut eine technische Disziplin. Dieses Mal in Person von Lea Wipper. Die 18-jährige Leipziger hatte bereits ihre gute Form angedeutet. Am Bundesstützpunkt in Magdeburg trainiert Wipper unter Trainer Ralf Wollbrück und konnte allein in diesem Jahr zwei Mal ihre Bestweite steigern. Mit 56,50 Meter gehörte Wipper, neben Clubkameradin Christine Winkler, ohne Frage zu einer der Anwärterinnen auf einen Podestplatz. Das Speerwurftalent behielt bei ihrer zweiten DM-Teilnahme die Nerven und durfte sich mit 55,72 Metern über Bronze freuen.
Dabei lag Wipper vom zweiten bis sechsten Versuch hinter Europameisterin Christin Hussong und war froh, dass es mit der Medaille geklappt hat. Der LVZ sagte die DM-Dritte: „Das war für mich sehr nervenaufreibend. Ich bin glücklich,dass es mit der Medaille geklappt hat. Ich weiß aber auch, dass ich noch Reserven habe.“
Die DM-Dritte des Vorjahres, Christine Winkler, hatte weniger Grund zum Lachen. Der Schützling von Trainer Wolfgang Köhler gehörte zwar zum Kreis der Medaillenkandidatinnen, mit Rang fünf blieb sie jedoch unter ihren Erwartungen. Am Ende standen 54,26 Meter auf der Anzeigentafel – zu wenig, wie sie selbstkritisch einschätzte: „Der Wettkampf war technisch für mich eine Katastrophe. Was im Training und beim Einwerfen richtig gut lief, war dann im Wettkampf nicht mehr vorhanden.“

Sprinter schrammen knapp am Finale vorbei
Mit ordentlichen Ambitionen waren die Sprinter Roy Schmidt, Marvin Schulte und Niels Giese nach Braunschweig gereist. Mindestens die Finalteilnahme wäre  für die Schützlinge von Bundestrainer Ronald Stein drin gewesen. Am Ende fehlten Roy Schmidt (10,44 sec) und Marvin Schulte (10,50 sec) je eine Hundertstelsekunde, um in den Endlauf einzuziehen. Auch für den angeschlagenen Niels Giese war im Eintracht-Stadion nicht viel zu holen. Mit 10,49 Sekunden zog sich Giese ordentlich aus der Affäre – auf Grund erneut auftretender muskulärer Probleme blieb er unter seinen Möglichkeiten.
Rückblickend ärgerte sich Roy Schmidt über den Rennverlauf gegenüber der LVZ: „Ich mache das beste Rennen der Saison, bin aber am Anfang gestolpert. Der Fehler darf eigentlich nicht passieren. Da war das Feld anderthalb Meter vor mir. Ich bin cool geblieben, aber am Ende fehlte die eine Hundertstel – das ist bitter.“
Die Fahne der Leipziger Sprinter hielt unterdessen Trainingskamerad Deniz Almas hoch. Der für den VfL Wolfsburg startende Wahl-Leipziger sicherte sich in 10,09 Sekunden den DM-Titel und krönte sich zum neuen Deutschen Meister über 100 Meter.

Alexander Ide belohnt sich mit Rang neun
Auf der Mittelstrecke schickte der SC DHfK vier junge Athleten des neugegründeten SC DHfK Distance Team ins Rennen. Angeführt von Alexander Ide zeigten die U23-Läufer Artur Beimler, Oliver Kreisel und John Kenneth Schilke gute Leistungen auf der blauen Bahn im Braunschweiger Eintracht-Stadion.
Über 1.500 Meter konnte mit Alexander Ide ein Vertreter der grün-weißen aus Leipzig in den Endlauf einziehen. Im gemeinsamen Vorlauf mit Ide lief Oliver Kreisel in 3:51,40 Minuten zur neuen Bestzeit, verpasste in einem schnellen Rennen aber den Einzug unter die besten Zwölf.
Das zweite langsamere Halbfinale bestritten Artur Beimler und Kenneth Schilke gemeinsam. Mit 4:02,93 Minuten schrammte Schilke knapp am Finale vorbei. Beimler konnte seinen Lauf nicht beenden.
Im Endlauf zeigte Alexander Ide, der wie alle Läufer des Distance Team von Stützpunkttrainer Daniel Fleckenstein sowie Bundestrainer Thomas Dreißigacker und Assistenztrainer Niklas Cervinka betreut wird, eine gute Leistung. In 3:55,54 Sekunden wird der Athlet des SC DHfK Gesamtneunter. Ein zufriedener Ide äußerte sich in den sozialen Medien: Das war heute ein hartes Rennen. Ich bin aber mehr als glücklich, nach sechs Jahren endlich wieder ein nationales Finale gelaufen zu sein.“

Jakob Naucks Speer kommt nicht ins Fliegen
Sechs Versuche wollte er machen. Am Ende sind es nur drei geworden. Für Speerwerfer Jakob Nauck war der DM-Sonntag ein gebrauchter Tag. Trotz vorheriger muskulärer Probleme trat der Schützling von Trainer Wolfgang Köhler im Speerwurf an
67,83 Meter nach drei Versuchen reichten nicht, um im weiteren Wettbewerb zu bleiben und evtl. nochmal anzugreifen. Mit seine Bestweite von 72,44 Meter wäre in Braunschweig eine Medaille – wohl in Bronze – drin gewesen.
So blieb für Nauck nur das Fazit zu ziehen: „Es ist noch alles ganz, das ist wichtig. Wenn man schon mal bei einer DM an den Start geht und sich die Möglichkeit bietet, nach einer Medaille zu greifen, muss man eben liefern. Bei mir ging heute nicht viel. Mir fehlte heute einfach die Sicherheit und Routine.“

Alle Ergebnisse der 120. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften finden Sie hier.

Der SC DHfK Leipzig und die Abteilung Leichtathletikzentrum gratulieren David Storl und seinem Mitteldeutschen Kugelstoßteam zum DM-Titel im Kugelstoßen sowie Lea Wipper und Trainer Ralf Wollbrück zu DM-Bronze im Speerwurf! (th)

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